Zürich darf nicht träge sein – warum die Gewinnsteuersenkung richtig ist

von Leroy Bächtold, Gründer Team Freiheit, Zürich

Es ist eine unbequeme Wahrheit: Der Kanton Zürich verliert Unternehmen. Nicht weil unsere Infrastruktur schlecht wäre. Nicht weil es an Talenten mangelt. Sondern weil andere Kantone – mit tieferen Gewinnsteuern – konsequenter um wirtschaftliche Wertschöpfung werben. Wer glaubt, Zürich könne sich dieser Entwicklung entziehen, unterschätzt die Dynamik eines föderalistischen Standortwettbewerbs. Und er gefährdet langfristig das finanzielle Rückgrat unseres Service public.

Die vorgeschlagene Senkung der Gewinnsteuer von 7 % auf 6 % ist kein Geschenk an Konzerne, sondern ein nüchternes Bekenntnis zur wirtschaftlichen Realität. Seit Jahren warnen Wirtschaftskammern, Standortanalysten und Unternehmer davor, dass Zürich an Wettbewerbsfähigkeit einbüsst. Die Zahlen sind klar: Über 1’000 Firmen haben den Kanton in den letzten sieben Jahren verlassen – das ist kein Betriebsunfall, das ist Struktur.

Gegner dieser Vorlage tun gerne so, als handle es sich bei dieser Massnahme um eine rein ideologische Kürzung zulasten des Gemeinwohls. Doch das Gegenteil ist der Fall: Eine konkurrenzfähige Gewinnsteuer ist Voraussetzung dafür, dass Unternehmen überhaupt hier bleiben, investieren, Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen. Es geht nicht um Steuerausfälle, sondern um Steuerbasis. Nicht um kurzfristige Kassenstände, sondern um langfristige Standortqualität.

Wer meint, die Unternehmen kämen ohnehin – wegen der Hochschulen, der Lebensqualität, der Netzwerke – verkennt, wie schmal der Grat inzwischen ist. Zürich hat viele Standortvorteile. Aber sie sind keine Blankochecks. Sie müssen verteidigt werden – nicht mit Symbolpolitik, sondern mit klugen Entscheidungen.

Natürlich kann man sich wünschen, dass alle Unternehmen „aus Überzeugung“ bleiben. Aber Politik beginnt nicht bei Wünschen, sondern bei Wirklichkeit. Die Steuersenkung ist keine Kapitulation vor dem Wettbewerb – sie ist eine aktive Gestaltung desselben. Wer Zürich als wirtschaftlich starken, sozial handlungsfähigen Kanton erhalten will, sollte am 18. Mai Ja stimmen. Nicht aus Prinzip. Sondern aus Vernunft.

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